Ordnung
In der Urlaubswäsche hat sich ein gebrauchtes Tempotuch versteckt. Von dort hat es sich im Schleuderwaschgang verteilt, in hunderte von weißen Flusen zerkrümelt. Die kleben nun auf dunkelroten Unterhosen, nachtblauen T-Shirts und schwarzen Socken. Das transformierte Taschentuch scheint sich in seiner Flusen-Existenz zu gefallen. Es wehrt sich hartnäckig, klammert sich ans Gewebe, will weder herausgeschüttelt dem Wind überantwortet, noch zu Klümpchen gerollt dem Mülleimer übergeben werden. Bei dem Versuch, das Weiße abzuzupfen, abzupflücken, zu reiben, zu pulen, zu bürsten habe ich viel Zeit, über das menschliche Bedürfnis nach Ordnung nachzudenken, das ja bei den Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. 
Unordnung herrscht da, wo nicht Zusammengehöriges sich vermischt. Klar. Aber, wo Schuh und Pizzakarton, Schlips und Bierdose, Malkasten und abgeschnittene Zehennägel in trautem Beieinander wohnen, ist das noch Unordnung oder schon Chaos?
Andererseits, wenn im Kleiderschrank alle T-Shirts nicht nur auf Kante gelegt, sondern nach Farbnuancen sortiert sind, ist das noch Ordnung oder schon Zwanghaftigkeit? Alles eine Frage der Definition.

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