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Wer wählt in Amerika? Menschen oder Roboter? In der ZEIT vom 3. November lese ich in einem Artikel von Adrian Lobe: "Unter Donald Trumps 12,4 Mio Followern auf Twitter sind 39 % gar keine Menschen, sondern sogenannte Bots, kleine Programme, die automatisch Beiträge verfassen. " Jetzt weiß ich doch endlich, warum Fakten keine Kraft mehr haben und Demokratie von gestern zu sein scheint. Vorausgesetzt, man ist skrupellos genug und hat genug Geld für IT-Bedienstete, kann man sich seine Follower selber programmieren und so die Algorithmen beeinflussen, die dann wiederum für Nachrichten gehalten werden. Es lebe die Wahrheit.
Dritter Oktober – Feiertag. Wir feiern die Wiedervereinigung und müssen sehen, wie das Ende vom Gleichgewicht des Schreckens zugleich der Anfang von neuem Schrecken war. Wo der Geldgott herrscht wird die Welt geteilt in Sieger und Verlierer. Das Recht der Lautesten überholt die Demokratie. Das Recht der Stärkeren führt zurück und schon wieder voraus ins mythisch Irrationale. Oktober. Die Fliegen kommen ins Haus in diesen Zeiten abnehmenden Lichts. Schwarz sitzen sie auf dem Rand meiner Teetasse Das Fremde bricht ein. Ich greife zur Fliegenpatsche. Erst als das kleine Ding da liegt leblos schäme ich mich meines postfaktischen Gefühlsausbruchs. Und dann möchte ich nur noch an Hölderlin glauben, und dass in der Gefahr auch das Rettende wächst.
Ich liebe das Internet.  Man braucht gar keine richtige Arbeit mehr. Man hat immer etwas zu   tun. Es gibt keinen Leerlauf. Man kann sich restlos auspowern, ohne die reale Welt der Arbeit auch nur einmal zu betreten. Es gibt alles und von allem immer mehr: neue Programme, neue tools und immer noch eine Plattform oder community. Dabei sein ist alles in diesem Abenteuer-Park mit virtuellen Treppen, die kaum, dass man sie betreten hat auseinander driften, sich zwei- drei- und vierteilen. Wer fragt, welche nach oben führt, löst höhnisches Gelächter vom Band aus. Und der Geist des virtuellen Über Ich schwebt flüsternd über dem Bildschirm: "da, da, nimm die, da sind alle, warum tust du nicht, wieso hast du nicht..." Neue Messungen ergeben, dass sich sogar die Erde inzwischen schneller um ihre Achse dreht. Mit rasen oder aussteigen, das ist hier die Frage. Als Soforthilfe zur Entschleunigung rate ich: analogen Tee trinken, mit Milch von biodynamisch optimiert
Septembernacht Das Amüsierschiff glitzert. Der See hallt im Widerklang der Bässe. Am Ufer letzte Grillfeuer. Lauter scheint das Gläserklingen als im  endlosen Hochsommer.  Lachen,  Juchzen,  Grölen, angefeuert vom Abschied. In den Klangpausen Schreie der Wasservögel. Auch sie verfolgen sich noch einmal in der warmen Nacht, pflügen das Oberflächenwasser in die Luft, dass es den Mondschein silbrig fängt.
Ordnung und Zivilisation Kaum ist das sorgfältig dekorierte Essen zu Abfallresten auf dem Teller verkommen, muss entsorgt, gespült, geputzt werden. Früher aßen ganze Familien aus einer Schüssel. Ganz früher sogar ohne Besteck. Dass wir mehr Dinge haben und daher mehr Ordnung herstellen müssen, nennen wir Zivilisation.  Eine riesige Forschungsanlage wie Cern beispielsweise ist so sehr auf Ordnung, ja auf Sterilität angewiesen, dass ein kleiner Marder mit seinen spitzen Zähnchen sie lahm legen kann. Wie überlebensfähig sind Menschen, die glauben, sichere Atomkraftwerke betreiben zu können?
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Balance Meine Freundin Eva hatte Streichhölzer auf der Toilette liegen. Die konnte man anzünden, um Gerüche zu neutralisieren. Darüber an der Wand klebte ein Spruch: "Mein Haus ist sauber genug, um gesund darin leben zu können und dreckig genug, dass man sich darin wohl fühlen kann."