Der Sommer war heiß und lang, da habe ich viel gelesen... "Schönwald" von Philip Oehme hat mir so gut gefallen, dass ich das Buch hier empfehlen möchte. Der Roman ist auf den Punkt zeitgeistig. Er spiegelt auf unterhaltsam spannende Weise die ganze Verwirrung zwischen political correctness, identitärer Protestkultur, Poststrukturalismus und neuer Rechter, indem er einige Tage im Leben der gutbürgerlichen Familie Schönwald erzählt. Die Geschichte beginnt spektakulär, mit dem ältesten Sohn, einem ehemals linken Professor in New York, der sich, wegen der Verstrickung in eine Me-Too-Affäre gefeuert, von der Alt Right Bewegung anwerben ließ, und nicht weiß, wie er das seiner Familie beibringen soll. Man trifft sich in Berlin zur Eröffnung des queeren Buchladens seiner Schwester. Farbbeutel treffen die Schaufensterscheibe. Das Geld für den Laden stammt vom deutschen Großvater, angeblich einem Nazi. Die Protestierenden, in Berlin geborene POCs (People of Colour), brauchen dafür ke
Schon vor dem Brexit fand Luise den Paketversand zwischen Deutschland und England unverhältnismäßig teuer. Doch seit die Briten sich vom Kontinent losgesagt haben, ist der Versuch, Selbstgebackenes, gerahmte Familienfotos, Badesalze und Ähnliches zu verschicken, schwieriger geworden als es für Kafkas Landvermesser war, den Zugang zum Schloss zu finden. Zollerklärungen mit genauen Wert- und Gewichtsangaben für jedes einzelne Teil sind auszufüllen. So wiegt Luise zur Weihnachtszeit nicht nur Mehl und Zucker zum Backen auf der Küchenwaage ab, sondern später noch einmal die fertig gebackenen und glasierten Plätzchen. Eigentlich müsste sie auch den Tannenzweig, den sie dazu legt, wiegen. Aber als was soll sie den deklarieren? Kurz entschlossen gibt sie den Plätzchen 20 Gramm mehr und verschweigt das weihnachtliche Grün auf der Zollerklärung. Die mit Nelken gespickte Orange, die so schön duftet, lässt sie dann aber vorsichtshalber weg. Man muss das Schicksal nicht zu sehr herausfordern. Haup
Ich kann mich nicht erinnern, jemals Fan von irgendjemandem gewesen zu sein, aber seit einiger Zeit entwickle ich mich zum Fan des Journalisten Bernd Ulrich. Was er sagt, ist nicht nur tagesaktuell und so möchte ich weiterreichen, was ich mit Verspätung in der ZEIT vom 19. März gelesen habe: Als hätte die Klimakrise beschlossen, zwecks Beschleunigung und besserer Wahrnehmung zum Virus zu werden . Des Weiteren macht er verschiedene Gründe für die Seuche aus. Zunächst unseren falschen Umgang mit Tieren, dann das atemlose Tempo, das die Globalisierung mittlerweile angenommen hat, und zum dritten: dass die Gesundheitssysteme mehr oder weniger auf Kante genäht und schnell überlastet sind.()Unser Alltag muss deswegen so brutal heruntergebremst werden ()weil sich am Gesundheitssystem Aktionäre und Pharmakonzerne bereichern (). Im Grund läuft es wie bei der Finanzkrise: Einige wenige machen immense Gewinne, und wenn die Blase platzt, kommt die globale Gemeinschaft dafür auf. ()
Kommentare
Kommentar veröffentlichen